KARLHEINZ STOCKHAUSEN

Instrumentation Orchesterwerke

Instrumentation Orchesterwerke

Stockhausen Gesamtausgabe auf CD

Die unter Mitwirkung von Karlheinz Stockhausen entstandenen Aufnahmen seiner Werke werden seit 1991 in einer Gesamtausgabe auf Compact Discs veröffentlicht. Kenntlich gemacht ist jede CD-Ausgabe durch Stockhausens Signatur mit einer laufenden Nummer im Kreis. Die Nummern folgen weitgehend der historischen Reihenfolge der Werke. Stockhausen hat bei diesen Aufnahmen als Realisator der Elektronischen Musik, als Dirigent, Spieler, Klangregisseur, musikalischer Leiter mitgewirkt, die Aufnahmen abgemischt und CD-Mastering, Texte, Graphik gemacht.

  • Compact Discs können beim Stockhausen-Verlag bestellt werden: Kettenberg 15, 51515 Kürten, Deutschland (www.stockhausenCDs.com).

Karlheinz Stockhausen
Instrumentation Orchesterwerke
STOP und START

Einführung
STOP und START
für 6 Instrumental-Gruppen
(Dauer ca. 21 Min.)

Zum Titel

STOP und START ist ein Modell für die Momentform. Gruppen von Klängen wechselnder Dichte werden von Geräuschen gestoppt, und jedes Mal nach einer solchen Unterbrechung starten Klanggruppen in anderer Zusammensetzung.
    Die STOP-Geräusche sind meistens leisere Momente zum Lauschen. Sie werden nach und nach seltener, so daß die Entwicklung der Klanggruppen organisch in Fluß kommt.
    Gegen Ende klingt ein verborgenes Kinderlied “wie Wind” in bewegten, unregelmäßig tremolierten Dissonanzen über ernsten Baßtönen.
    STOP und immer wieder START!

Entstehung

Im Jahre 1965 komponierte ich STOP für Orchester. Instrumentation, Auswahl der Tonhöhen und Klangfarben bestimmt der Dirigent. 1969 entstand eine Pariser Version. Sie ist bei der Universal Edition Wien veröffentlicht. Die Londoner Version 1973 dirigierte ich mehrmals und produzierte eine Schallplatte mit der London Sinfonietta( CD 4 der Stockhausen-Gesamtausgabe). Seitdem entstanden mehrere andere Ausarbeitungen.

Für die Stockhausen-Kurse Kürten 2002 schrieb ich eine neue Partitur mit dem Titel STOP und START für 6 Instrumental-Gruppen:

I      Synthesizer 1 und Baßklarinette (S1 + Bk),
II      Synthesizer 2 und Posaune (S2 + Pos),
III      Synthesizer 3 und Bassetthorn (S 3 + Bh),
IV      Synthesizer 4 und Saxophon (S 4 + Sax),
V      Synthesizer 5 und Trompete (S 5 + Tp),
VI      Synthesizer 6 und Flöte (S 6 + Fl).
=   alle.

In dieser Partitur sind alle Einzelheiten auskomponiert.

Es ist möglich, bei verschiedenen Gegebenheiten anstelle der genannten Instrumente andere zu verwenden, sofern sie ungefähr die gleichen Register haben und dynamisch ausgewogen sind.
    Auch kann die Anzahl der Instrumente vergrößert werden, wenn das Gleichgewicht der Gruppen erhalten bleibt.

Die Uraufführung fand am 27. Juli 2002 im Eröffnungskonzert der Stockhausen-Kurse Kürten statt mit den Interpreten

I      Antonio Pérez Abellán (S1) + Rumi Sota-Klemm (Bk);
II      Benjamin Kobler (S2) + Andrew Digby (Pos);
III      Marc Maes (S 3) + Michele Marelli (Bh);
IV      Josef Rebbe (S 4) + Julien Petit (Sax);
V      Frank Gutschmidt (S 5) + William Forman (Tp);
VI      Michael Pattmann (Vibraphon, Glockenspiel, für die Baßtöne Sampler
mit Tastatur) + Karin de Fleyt (Fl + Altflöte)

unter der Leitung von K. Stockhausen.

In Gruppe ersetzte ich Synthesizer 6 durch Schlagzeug, um Michael Pattmann, der einen Schlagzeugkurs gab, mitspielen zu lassen. Ein sechster Synthesizer wäre aber besser für die Ausgewogenheit.

STOP und START ist auf CD 64im Stockhausen-Verlag veröffentlicht.

Aufführungspraxis

Aufstellung

= Monitor-Lautsprecher

Tontechnik

Jeder Synthesizer-Spieler hat einen Monitor-Lautsprecher neben sich, der bei Proben und Aufführungen in kleinen Sälen stark genug sein muß, eine Balance aller Instrumente zu ermöglichen. Die Monitor-Lautsprecher dieser Spieler sollten möglichst im und gleich laut klingen. Zusätzlich müssen bei Aufführungen in größeren Sälen alle Instrumente verstärkt werden, die Bläser mit 6 und Schlaginstrumente mit 3 individuellen Mikrophonen, die Synthesizer mit eigenen Leitungen. (Bei der Uraufführung hatten S1 und S 3 je zwei Leitungen,
S 2, S 4, S 5 je eine Leitung.)

Alle Signale werden in einem Mischpult in der Saalmitte über einzelne Regler mit individueller Panorama-Regelung stereophon gemischt, dynamisch balanciert und über 2 x 2 ca. 4,5 m hohe Lautsprecher links und rechts über der Bühne projiziert.

Mischpultbelegung der Uraufführung

Probe zur Uraufführung von STOP und START am 27. Juli 2002 in der Sülztalhalle, Kürten.

Notation

Zeit

142 = numerierte Momente. Die Momente schließen aneinander an auf Zeichen des Dirigenten.
= 6 Gruppen der Instrumente.
= 12 Sekunden Dauer.
START = Dirigent startet eine Stoppuhr (linke Hand).
STOP = Dirigent stoppt die Stoppuhr.
1'23" = 1 Minute und 23 Sekunden vom START bis hierhin.
ca. 37" = Dirigent gibt Einsatz bei circa 37 Sekunden der Dauer von 83 Sekunden.
= 7 Schläge des Dirigenten, jeder Schlag mit beliebiger Dauer (wenn nicht ein Tempo notiert ist, wie zwischen 19B und 20). Mit solchen Schlägen stoppt oder startet er Gruppen.
= ziemlich lang.
= Dirigent gibt "weichen" Schlag für ein nicht synchrones Aussetzen und Einsetzen der Instrumente (z. B. Übergang 5 zu 6 usw.).
rit. = bis circa zur Hälfte des Tempos verlangsamen.
accel. = beschleunigen von langsam bis schnell.
SLOW = langsam.
FAST = schnell.
IRR = unregelmäßig.
MORSE CODE = unregelmäßiger Rhythmus, wie beim Morsen.
REG = regelmäßig (periodisch).
IND = individuell (jeder für sich).
SYNCH = jeder Einsatz wird dirigiert.
STACC = relativ kurze Klänge.
= tenuto (Dauer nicht verkürzen).
LEG = legato.
LONG = lange Klänge oder Geräusche.
CONT = kontinuierlicher Klang bzw. kontinuierliche Klänge (ohne Unterbrechungen, aber nicht gebunden).
= Wiederholung derselben Tonhöhe.
= Tremolo mit 2 Tonhöhen.
= kontinuierlicher Übergang.
= Dirigent gibt Einsatz.

Die traditionellen Zeichen und sind mit einer allgemeineren Bedeutung verwendet: es gibt sowohl unregelmäßige, als auch regelmäßige (periodische) Tonwiederholungen und Tremoli, und zwar langsame, beschleunigende, schnelle und verlangsamende.

= Ton wird gehalten.
= Glissando.
= Zäsur.

Tonhöhen

Alle Tonhöhen klingen wie notiert.

Mit dem Aufführungsmaterial wird eine Stimme mit Transpositionen für Baßklarinette, Bassetthorn, Sopransaxophon geliefert.

In den Stimmen dieser Instrumente von , , sind in den Momenten mit Transposition auch die Töne der Synthesizer transponiert.

Wenn der (die) Spieler (in) des Sopransaxophons andere Stellen tieferer Tonhöhen mit einem anderen Saxophon mitspielen kann (z. B. mit Bariton- Saxophon), so transponiert er (sie) diese Tonhöhen selbst.

Jeder Interpret wählt aus den gegebenen Tonhöhen gemäß dem Umfang seines Instrumentes und wechselt sie in beliebiger Reihenfolge, wenn nichts Besonderes vorgeschrieben ist. Bei der Vorschrift change pitches with conductor SYNCH kann die Tonhöhe nur mit jedem Schlag des Dirigenten gewechselt werden.

Klänge – Geräusche

Mit jedem Synthesizer sollen neue, charakteristische Klänge erzeugt werden, die auch keine bekannten Klänge imitieren. Man soll die Klangfarben in den 42 Abschnitten möglichst wechseln.

Trompete und Posaune können verschiedene Dämpfer verwenden. An einigen Stellen sind für die Trompete wawa -Dämpfer und straight mute (Spitz-Dämpfer) vorgeschrieben, für die Posaune wawa-Dämpfer.

NOISES = alle Arten von Geräuschen, die mit Synthesizer oder Sampler und
Instrument erzeugt werden können; pro Geräuschabschnitt verschieden unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Lautstärke.

= Geräuschabschnitte.

Die einzelnen Partien der 5 Synthesizer in der Aufnahme der Uraufführung
2002 ( CD 64 ) können auf 5 einzelnen Compact Discs beim Verlag bestellt werden.

Dynamik

Sind mehrere Zeichen für Lautstärken notiert, wie / / / / , so kann jeder beliebig mit einer dieser Lautstärken beginnen und alle frei permutieren.

TRANS STOP PARISER VERSION