KARLHEINZ STOCKHAUSEN

Instrumentation Orchesterwerke

Instrumentation Orchesterwerke

Stockhausen Gesamtausgabe auf CD

Die unter Mitwirkung von Karlheinz Stockhausen entstandenen Aufnahmen seiner Werke werden seit 1991 in einer Gesamtausgabe auf Compact Discs veröffentlicht. Kenntlich gemacht ist jede CD-Ausgabe durch Stockhausens Signatur mit einer laufenden Nummer im Kreis. Die Nummern folgen weitgehend der historischen Reihenfolge der Werke. Stockhausen hat bei diesen Aufnahmen als Realisator der Elektronischen Musik, als Dirigent, Spieler, Klangregisseur, musikalischer Leiter mitgewirkt, die Aufnahmen abgemischt und CD-Mastering, Texte, Graphik gemacht.

  • Compact Discs können beim Stockhausen-Verlag bestellt werden: Kettenberg 15, 51515 Kürten, Deutschland (www.stockhausenCDs.com).

Karlheinz Stockhausen
Instrumentation Orchesterwerke
DER JAHRESLAUF

Besetzung des Orchesters

JAHRESLAUF wurde - wie beschrieben - 1977 für Gagaku-Orchester komponiert und mit Musikern des Kaiserlichen Gagaku-Orchesters uraufgeführt.
     1979 folgte die erste Aufführung und Aufnahme mit europäischen Instrumenten im WDR Köln. Seitdem fanden alle Aufführungen mit europäischen Instrumenten statt.
     In der folgenden Aufstellung der Instrumente werden zuerst die europäischen Instrumente genannt; in Klammern stehen moderne elektrische Instrumente, die man anstelle der traditionellen Instrumente verwenden kann; danach folgen die japanischen Gagaku Instrumente.

(Alle Instrumente sind elektrisch verstärkt: siehe Tontechnik.)

3 Harmoniums (oder Synthesizer / Sampler) oder Sho
(siehe Erläuterungen 1)
 
1 Amboß oder Shoko z. B.
(siehe Erläuterungen 2)
 
3 Piccolo-Flöten oder Ryuteki 
(siehe Erläuterungen 3)
 
1 Bongo oder Kakko 
(siehe Erläuterungen 4)
 
3 Sopran-Saxophone oder Hichiriki (siehe Erläuterungen 5)  
1 Große Trommel oder Taikousw.
(siehe Erläuterungen 6)
(Glissandi und verschiedene Tonhöhen ergeben sich von selbst.)
1 (elektr.) Cembalo (oder Synthesizer / Sampler) oder Gakuso
(siehe Erläuterungen 7)
 
1 (elektn) Gitarre (mit Plektrum) oder Biwa (siehe Erläuterungen 8)
 

Tragbare Instrumente für die Schluß-Prozession

3   Akkordeons oder Melodikas (Blasinstrumente mit Tastatur) für die Harmonium-
      (Synthesizer- / Sampler-) Spieler;
2   Cymbales antiques (gegeneinander geschlagen) oder Metallrohr oder Shoko;
1   Bongo oder Kakko (in einer Hand gehalten, oder umgehängt);
1   Tiefe Trommel (mit einer Hand gehalten, oder umgehängt).

Erläuterungen zu den Instrumenten

1)   Harmoniums (oder Synthesizer / Sampler) oder Sho
      Für die drei Sho wurden die 15 Töne der traditionellen Skala einzeln verwendet:

und nur die folgenden 11 Akkorde, die in der Partitur zur leichteren Erkennung auch mit den üblichen Zahlen numeriert sind
(es gibt 7 und 7' , dafür keine 10):

1  2  3  4  5  6  7   7'  8  9  11

In der Partitur sind die Tonhöhen der Sho so notiert, wie sie klingen.
Die Gagaku-Spieler wünschten jedoch, in den Stimmen alle Tonhöhen wegen der vielen Hilfslinien eine Oktave tiefer zu notieren und die Numerierung der Akkorde wegzulassen.
Harmonium- (Synthesizer / Sampler-) Spieler müssen also ihre Stimmen eine Oktave höher spielen.
Die meisten Harmoniums reichen nur bis .
Deshalb muß man ausdrücklich Harmoniums bestellen bis
Ferner sollen sie wenigsten drei 4'-Register und circa zwei
2'-Register haben sowie Vox coelestis, Vox humana, Aeolsharfe (alle mit vibrato) und mehrere andere für Farbwechsel und Lautstärke-Unterschiede. Man macht sich dann eine eigene Lautstärke-skala - - - - - durch Zuschaltung von Registern. Für Akzente und Crescendi oder Decrescendi soll man den mit dem rechten Knie bedienten Schweller verwenden (nicht den linken Schweller, da dieser die untere Oktave hinzufügt). Es sollen grundsätzlich keine Register mit 16'-Wirkung (Hinzufügung der Unteroktave) verwendet werden.
Da gute Harmoniums kaum noch zu finden sind, kann man die Klangfarben der 3 Harmoniums entweder mit Synthesizern programmieren und spielen, oder Harmonium- bzw. Sho -Klangfarben mit Samplern aufnehmen und spielen.

2)   Amboß oder Shoko
Das bei der Uraufführung verwendete Shoko hatte — je nach Anschlag mit Metallschlägel — die drei angegebenen Tonhöhen und einen kurz dauernden Klang. Ein klanglich entsprechendes europäisches Instrument in dieser Lage ist ein Amboß, mit schwerem Schmiedehammer geschlagen. Es ist auch möglich, ein Gußeisen—oder Stahlrohr mit ähnlichem Klang zu wählen. Für einzelne Schläge werden Metallschlägel verwendet, für Triller leichtere, harte Plastikschlägel. Ebenso kann man eine Geisha-Glocke verwenden. Sie wird mit der Rückseite zum Spieler gehängt und von innen gegen den Rand oder gegen das Zentrum mit 2 Hornschlägeln oder harten Kunststoffschlägeln geschlagen.

Eine vom Komponisten verwendete Geisha-Glocke hat die Tonhöhen
.

3)   Piccolo-Flöten oder Ryuteki
Die 3 Flötisten sollen möglichst Holz-Piccolos oder Ryuteki verwenden. Piccolo-Spieler müssen für das tiefe Cis die Flöte nach innen drehen; eine andere — jedoch weniger sichere — Möglichkeit ist, die Öffnung des Rohres circa 2/3 mit dem kleinen Finger abzudecken und dazu mit den Lippen den Ton hinunterzudrücken.
Für die Glissandi ab Takt 199 müssen die Piccolo-Spieler einebesondere Technik für langsam steigende oder fallende (Lippenglissandi) (eventuell in Verbindung mit Griffwechseln) sowie Glissandi mit accelerando oder ritardando üben.
Die Piccolos oder Ryuteki klingen eine Oktave höher als notiert.

4)   Bongo oder Kakko
Eine Kakko-Trommel hat die Tonhöhe  
Sie wird mit 2 dünnen Stöcken gespielt.
Ein Bongo soll bei einem Anschlag im Zentrum dieselbe Tonhöhe haben, oder . Bei Gruppen von Anschlägen soll man aber alle Tonhöhen- und Farbnuancen zwischen Mitte und Rand ausnutzen.

5)   Sopran-Saxophone oder Hichiriki
Dem Klang der Hichiriki kommt am nächsten der Klang von Sopran-Saxophonen. Am besten hören die Sopran-Saxophonisten während des Studiums eine Aufnahme vom JAHRESLAUF mit Hichiriki und imitieren Spielart (vor allem Glissandi) und Klang-färben. Für Sopran-Saxophone gibt es transponierte Stimmen in B, für Hichiriki untransponierte Stimmen.

6)   Große Trommel oder Taiko
Die Große Trommel soll ähnlich wie eine Taiko klingen.
Man stimmt sie auf (Anschlag im Zentrum). Bei hart wird auf den äußersten Fellrand geschlagen, so daß sie viel höher (circa und länger klingt.
Sie wird mit 2 festen Filzschlägeln geschlagen:
weich in der Fellmitte, > (Akzent) hart (immer auch lauter)
am Fellrand. R = rechte Hand, L = linke Hand.

7)   (elektr.) Cembalo (oder Synthesizer / Sampler) oder Gakuso
Entweder sind im Cembalo die Geräte für elektrische Verstärkung bereits eingebaut (Mikrophone usw.), oder man verstärkt mit hinzugefügten Mikrophonen bzw. 2 Kontaktmikrophonen für Diskant und Baß (mit Lautstärke-Regulierung, Höhen- und Tiefenkontrolle durch den Spieler) und Monitor-Lautsprecher.
Die Verstärkung soll in jedem Fall durch einen Parallelausgang des eingebauten Cembalo-Verstärkers oder durch zusätzliche Mikrophone über ein Mischpult im Saal geregelt und über mehrere Lautsprecher projiziert werden (siehe Tontechnik).
Es ist auch möglich, einen Synthesizer oder Sampler mit Cembalo-oder Gakuso-Klangfarben zu spielen. Ein Monitor-Lautsprecher muß in dem Falle ziemlich kräftig sein und sowohl auf den Spieler selbst von schräg hinten, als auch auf die anderen Spieler gerichtet werden. Zwei Parallelausgänge führen zum Mischpult im Saal.
Für Gakuso-Spieler ist die Notierung auf 2 Systemen für die beiden Hände unüblich; der Spieler muß sich also seine Stimme eventuell arrangieren.

8)   (elektr.) Gitarre oder Biwa
Man verwendet entweder eine elektrische Gitarre, oder eine klassische Gitarre mit Mikrophon und Monitor-Lautsprecher in der Nähe des Spielers. In beiden Fällen wird der Klang auch über Mischpult und mehrere Lautsprecher geregelt und projiziert. Eine klassische Gitarre klingt meistens besser als die üblichen elektrischen Gitarren.
Die Gitarre soll — wie eine Biwa — mit Plektrum und je nach Zusammenhang sul ponticello gespielt werden.
Wie bei einer Biwa kann man eventuell nur 4 Saiten verwenden mit der Stimmung

DIENSTAGS-GRUSS CARRÉ